Die Autorinnen Dr. Donya Gilan, Psychologin und Expertin für den Themenkomplex psychische Gesundheit, und Dr. Isabella Helmreich, approbierte psychologische Psychotherapeutin und Expertin für Gesund-heitsprävention, leiten gemeinsam den Bereich Resilienz und Gesellschaft des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung in Mainz. Gemeinsam mit Dr. Omar Hahad, Stressforscher am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, haben sie eine wissenschaftlich fundierte Einführung in ein Konzept verfasst, das seit der Corona-Pandemie in aller Munde ist.
Auf einer Reise in die Vergangenheit lesen wir über philosophische Vorläufer und erfahren von Pionierstudien der Resilienzforschung, finden Informationen über das Gehirn als Resilienzorgan. Ein Streifzug durch die Epigenetik reflektiert über das Trübsinngen und zeigt uns den Unterschied zwischen Löwenzahn- und Orchideenkindern: Löwenzahnkinder haben eine robuste genetische Ausstattung und können wie der Löwenzahn auch unter widrigsten Umständen wachsen. Die Orchideenkinder hingegen können nur bei guter und liebevoller Pflege am rechten Platz gut gedeihen und sich prächtig entwickeln.
Einer der wichtigsten Faktoren der Entwicklung von Resilienz, lerne ich bei der Lektüre, ist die Qualität sozialer Netzwerke und Unterstützungssysteme, und dabei ist es hilfreich, mindestens eine Bezugsperson an der Seite zu haben, die an einen glaubt und einen in Krisen auffängt und stützt.
Was mir überhaupt nicht klar war, ist, dass es zu diesem Thema so viel Forschung und Wissen gibt. So beschreibt dieses Buch vier Phasen der Resilienzforschung. Die erste Phase widmet sich den Risiko- und Schutzfaktoren für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die zweite Phase konzentriert sich auf die Modellentwicklung, mit der Frage, wie Resilienzfaktoren miteinander in Wechselwirkung treten. Es konnten eine Reihe von Resilienzfaktoren identifiziert werden, die die Entwicklung trotz widriger Lebensumstände positiv beeinflussen. In der dritten Phase erfahren wir mehr über Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz und in der vierten Phase wird das Gehirn als Resilienzorgan in den Fokus genommen. Wenn wir es schaffen, schlummernde Stärken zu wecken – so die Botschaft – verändern wir unser Leben zum Guten.
Es ist beruhigend, zu wissen, dass wir lernen können, unsere Resilienz zu stärken. Es spielt keine Rolle, wie stark die Umwelt die Entwicklung unserer genetischen Ausstattung beeinflusst, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht ideal erscheint, können wir bei entsprechender Förderung alles zum Positiven lenken. Und es ist wichtig, im Leben Krisen zu erfahren und daran zu wach-sen. Bounce forward ist das Stichwort: Krise als Chance, der Schlüssel zu einem gelungenen Leben, Resilienz gilt als Zauberwort unserer Zeit, Resilienz als Lebenskunst.
Daniela Schmid in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 12.04.2024