Eine heitere, gelassene Haltung und die Fähigkeit, in einer Diskrepanz zwischen Ideal und Realität das Komische zu erkennen und darüber zu lachen, kann Stress reduzieren, heilsam und auch gemeinschaftsstiftend sein. Wer schon mal ein eigenes Versagen mit einer humorvollen Betrachtung bewältigt oder einer Spannung scherzhaft die Schärfe genommen hat, weiß das. Einleuchtend, dass Humor auch im Kontext von Demenz wichtige Funktionen haben kann. Und zwar gleichermaßen für die Menschen, die den Verlust von Fähigkeiten und Selbstgewissheit bewältigen müssen, wie auch für Betreuungskräfte. Denn diese, so wird im Buch betont, haben eine der schwierigsten und anspruchsvollsten Aufgaben übernommen, die die Gesellschaft zu vergeben hat.
In seinem Ratgeber stellt Martin Herberg anschaulich und unterhaltsam dar, wie Begleiter:innen von Menschen mit Demenz Humor bei verschiedenen Aktivitäten und im alltäglichen Zusammensein einbringen können. Der Autor, der nicht nur Sozial- und Pflegewissenschaftler ist, sondern auch selbst ein erfahrener Demenzbegleiter, hat für sein Buch zahlreiche Interviews geführt und die Praxis ganz unterschiedlich humorvoll agierender Betreuungskräfte in einem Pflegeheim beobachtet. Seine Schilderungen von heiteren Raterunden, Singkreisen, Tanzaktivitäten oder Neckereien, Frotzeleien und kleine Balgereien im alltäglichen Miteinander haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht und mir vor Augen geführt: Humor at its best ist eine Einladung zum Spiel, das an Erfahrungen und Vorlieben des Gegenübers anknüpft und bewirkt, dass man gemeinsam in heitere oder ausgelassene Schwingung gerät. Das geht mit und ohne Worte, gern pantomimisch, clownesk und funktioniert am besten, wenn man keine Scheu hat, selbst albern zu sein.
Das Schöne ist, dass Menschen mit Demenz auch in späten Stadien ihrer Erkrankung noch über Humor verfügen. Gern bringen sie auch selbst andere zum Lachen. Menschen diese Erfahrung von Kompetenz und Personsein zu ermöglichen, bedarf allerdings der Übung und einiger Erfahrung. Meistens an Beispielen sensibilisiert Martin Herberg dafür, dass man individuelle Grenzen beachten muss und Humor niemals belehrend, infantilisierend oder gar spöttisch daherkommen darf.
Das Buch endet mit Empfehlungen, wie man Humor strategisch in Einrichtungen verankern kann und skizziert ein mehrstufiges Humortraining für Betreuungskräfte. Eine der Lehren solcher, mit dem Buch bereits begonnenen Schulungen: Der Humor von Menschen mit Demenz ist keineswegs immer »lieb«. Wie man im Zweifel Angriffe und Beleidigungen pariert? Na, wie wohl, mit Humor!
Cornelia Schäfer in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 30.10.2024