Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

HumorCare

Anknüpfend an die Redensart »Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, ist eine humorvolle Haltung – gerade in weniger heiteren Situationen – ein unschätzbares Potenzial im Alltag psychosozialen Handelns. Jeder weiß, dass ein Lächeln noch so schwierige Situationen verändern und erträglicher machen kann. Erkrankte Menschen, Angehörige und Mitarbeitende helfender Berufe benötigen gleichermaßen menschliche Zuwendung, gemeinsames Verstehen und Wohlfühlen, wozu ein Quäntchen Humor durchaus beitragen kann.

Beim Lesen des Buches fällt der vielfältige Blick auf das Thema Humor, Heiterkeit und Lachen auf. Die unterschiedlichen Sichtweisen faszinieren, regen an und können am besten anhand einiger Zielsetzungen der zahlreichen und auch namhaften Autoren verdeutlicht werden: Sie analysieren das Phänomen des Humors und zeigen, wie Lachen und Heiterkeit gefördert werden können; sie beschäftigen sich mit der Angst vor dem Ausgelachtwerden und mit selbstironischer Rhetorik; sie verdeutlichen Möglichkeiten, den Humor für die psychosoziale Praxis von Pflege- und Gesundheitsberufen zu trainieren; sie schlagen konkrete Interventionen in verschiedenen Settings von Akut- und Langzeitpflege sowie mit jungen und alten Menschen vor; sie geben Übungen an die Hand, um sich in die alltägliche Heiterkeit einzufühlen und einzuarbeiten.

Die Balance zwischen Humor, Heiterkeit und Ernsthaftigkeit und Akzeptanz des Leidens eines einzelnen Menschen ist eine Kunst, die es immer wieder zu reflektieren und neu zu bedenken gilt. Jeder Einzelne in den Gesundheits- und Pflegeberufen muss sich seiner Möglichkeiten und Grenzen bewusst werden und bereit sein, das eigene Repertoire zu erweitern sowie im Austausch mit Kollegen und Kolleginnen zu lernen. Dafür ist das vorliegende Buch eine ausgezeichnete Basis und Fundgrube. Ganz gleich, ob es sich um grundlegendes Wissen, spezifische Handlungsweisen oder gezielte therapeutische Maßnahmen handelt, ist festzustellen, dass Humor Negatives in den Hintergrund stellt, positive Emotionen und Momente des Wohlfühlens hervorruft und somit zu einem besseren Lebensgefühl sowie einer ausgeglichenen Stimmung beiträgt.

»Während sich die Interventionen teilweise stark in der Struktur und Länge unterscheiden, können jedoch immer wieder positive Veränderungen im Sinn von Humor, Wohlbefinden, Indikatoren der Resilienz und eine Abnahme von negativem Affekt, Angst, Stress, Depression nachgewiesen werden.« (S. 222) Festgehalten wird auch, dass es im pflegerischen Kontext für eine gezielte Anwendung von Humor sinnvoll sei zu definieren, welche Zielgruppe mit welchen Zielen angesprochen werden soll: Handelt es sich beispielsweise um einen Einzel- oder Gruppenkontakt, sollen Betroffene, Angehörige oder Mitarbeitende angesprochen werden? Geht es in der Zielsetzung eher um Abbau von Stress und Förderung von Wohlbefinden oder um Teamförderung und Entwicklung einer Teamkultur? Für die Interventionen ist auch wichtig zu bedenken, welche personellen Ressourcen mit welchen Qualifikationen zur Verfügung stehen.

Die Vielfalt der Ansätze und Inhalte des Buches lassen sich im Rahmen dieser Besprechung nicht ausreichend darstellen. Jedem einzelnen Autor gerecht zu werden, würde den Rahmen sprengen. Deshalb soll an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass Handlungsbereiche umfassend dargestellt werden, seien es Bildung und Beratung, der berufliche Alltag oder auch die Forschung. Hier ein Blick in die Inhalte des Buchs, die in drei Teile gegliedert sind: In Teil I geht es um »Humor – Grundlegendes zu einem besonderen Phänomen«, darin um eine »Kleine Geschichte des gesunden Lachens«, um »Lachen und Humor – Eine phänomenologische Annäherung«, »Selbstironische Rhetorik«, »Befreiendes Lachen über widrige Sachen«, »Scham ist eine schmerzhafte Emotion« und »Humor schafft Spiel-Raum für schlagfertiges Verhalten«.

Teil II beschäftigt sich unter dem Titel »Humor in verschiedenen Settings und Methoden« mit den Themen »Humor trainieren für Pflegende«, »Humorvolle Interventionen«, »Die Ambivalenz des Humors von Pflegenden auf Intensivstationen«, »Humor in der transkulturellen psychiatrischen Pflege«, »Humor im Massregelvollzug«, »Therapeutische Handpuppen in der Pflege«, »Aurikla begegnet Menschen mit Demenz«, »Soll ich als Clown durchs Jammertal ziehen?«, »Der Narr und der Tod«, »Lach-Yoga«, »Singen für heitere Gelassenheit, Freude, Kontakt und Gemeinschaft« und »Gesundheit!Clown® – die heilende Kraft der Freude«. In Teil III schließlich dreht sich alles um »Humor in Lehre, Forschung und Umgebungsgestaltung«, darunter um »Humor in der Pflegepädagogik« oder »Forschung: Humor ist trainierbar«, »Humor und Umgebungsgestaltung«, »Humor und Heiterkeit im Coaching von Pflege-Führungskräften« und »Humorübungen«.

Die Kapitel werden durch Links, ein Sachwortverzeichnis und Informationen zu »HumorCare Schweiz« und »HumorCare Deutschland« ergänzt. Es ist zu wünschen, dass durch das HumorCare-Buch mehr Freude, Gelassenheit, Heiterkeit und gesundes Lachen in die Pflege- und Gesundheitsberufe kommen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Buch eine große Verbreitung in allen Bereichen des Gesundheitswesens finden. Viel Erfolg!

Hilde Schädle-Deininger in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 12.04.2024