»TheraPart« ist ein Akronym, das sich aus dem Titel und Zielsatz »Psychosoziale Therapien für eine verbesserte Partizipation am gesellschaftlichen Leben« ergibt. Im Internet findet sich unter dem Akronym eine Plattform mit Informationen zu psychosozialen Therapien. Das hier vorliegende Buch »TheraPart direkt« ist nun das entsprechende Schulungsmaterial zur Weitervermittlung dieses Wissens. Das Handbuch richtet sich demnach an alle Handelnden, die Menschen mit einer (schweren) psychischen Erkrankung und deren Angehörige in ihrer täglichen Arbeit begleiten und den erwähnten Personenkreis zu einer persönlichen Auseinandersetzung hinsichtlich der Themen Therapie und Partizipation bestärken will.
Grundlage für die Inhalte des Schulungsmaterials bildet die S3-Behandlungsleitlinie »Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen« sowie die daraus hervorgegangene Patientenleitlinie. Die Autor*innen Uta Gühne, Janine Quittschalle, Markus Kösters und Steffi G. Riedel Heller verfassen mit dem Handbuch eine Ultrakurzversion der Leitlinien und erstellen zugleich eine Konzeptionalisierung, anhand dessen die Inhalte thematisch komprimiert vermittelt werden können. Neben der Anleitung zu den formalen Abläufen und themenspezifischen Inhalten im Handbuch gibt es auch einen Downloadbereich, in dem Vorlagen der Arbeitsmaterialien zur Verfügung stehen.
Die Vermittlung der Inhalte erfolgt nun für die beiden Gruppen der betroffenen und angehörigen Personen getrennt voneinander. Für Angehörige ist eine Veranstaltung vorgesehen, wohingegen die Schulung für betroffene Menschen zweiteilig aufgebaut ist und konkrete Transferübungen enthält. Die thematischen Schulungsinhalte wiederum sind in sechs Module untergliedert und bauen aufeinander auf (u. a. einführende Konzepte und Folgen von psychischen Erkrankungen, Systematik psychosozialer Interventionen und ihre Empfehlungsstärken, regionale Verfügbarkeit des Therapieangebots). Im Handbuch werden dafür die einzelnen Module für beide Zielgruppen zusammengefasst, weil sich die Inhalte in großen Teilen überschneiden. Zur Unterscheidung und Anpassung des Inhalts werden zielgruppenspezifische Markierungen eingesetzt. Leider sind die unterschiedlichen Icons und Farben etwas unglücklich gewählt, da sich diese kaum voneinander abheben und daher teilweise verwirren.
Insgesamt wirkt das Konzept aber schlüssig und erprobt. Das Schulungsmaterial bietet ein prägnantes Manual, dessen Inhalte und Abläufe aufeinander abgestimmt sind. Für die Gestaltung von Gruppensettings werden vielfältige Medien und Methoden miteinander kombiniert (Input, PowerPointPräsentation, Flipchart, Video, Fallbeispiele im Plenum, Arbeitsblatt zur Selbstreflexion, Kleingruppenarbeit, Austausch). Lediglich einzelne PowerPointFolien wirken hier und da etwas überladen, weil zu viele Details den Blick auf das Wesentliche verstellen.
Gleichwohl verdeutlichen die Autor*innen, dass die Inhalte sowieso stets angepasst werden müssen: den individuellen Vorerfahrungen der Teilnehmenden und den gruppendynamischen Prozessen. Insofern können die Schulungsmaterialien in einem weiten psychosozialen Handlungsfeld eingesetzt werden. Die Wissensvermittlung ist nicht nur im (teil)stationären Setting denkbar, sondern auch im ambulanten Bereich – in der Behandlung, Beratung oder Begleitung des genannten Personenkreises.
Das vorliegende Buch ist damit weder eine trockene Abhandlung noch eine langweilige Zusammenfassung der Behandlungsleitlinie, sondern ein ansprechender Wegweiser für psychosoziale Therapien, um die Partizipation der betroffenen Menschen zu verbessern. »Wissen, was wirkt«, so bringen die vier Autor*innen den Inhalt auf den Punkt. Denn Interventionen, die wirken, wirken sich aus: auf das eigene Leben, das der Familie und das Leben der Menschen im weiteren Umfeld.
Tabea Achenbach in Sozialpsychiatrische Informationen
Letzte Aktualisierung: 17.04.2024