Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Irre verständlich: Methodenschätze

Schon wieder ein Methodenbuch? Was könnte es denn wohl sein, dass wir noch nicht rauf und runter ausprobiert haben in den psychosozialen Arbeitsfeldern? Oder ist es vielleicht nur ein Buch für »die Neuen« im Arbeitsbereich? Nicht, dass es am Ende vergessen geglaubte methodische Kniffe für ergotherapeutische Kreativarbeiten enthält! Das hätte uns gerade noch gefehlt … Also, sicher ist: Neugierig macht es!

Das Antriebssystem ist aktiviert und es gilt, das Buch aufzuschlagen und mal zu schauen. Und dann ist ja zum Glück auch alles ganz anders, als zunächst vermutet: Tatsächlich eine Methodenschatzkiste! Und überhaupt gar nicht nur für »die Neuen« gedacht (aber natürlich auch für sie), sondern für alle, die tagtäglich mit dem Wunsch unterwegs sind, Hilfe zur Selbsthilfe für psychisch erkrankte Menschen zu geben.

Aus psychologisch-psychotherapeutischer Perspektive beschreiben Plößl und Hammer zu Beginn des Buches, welchen Regulationssystemen (Alarm-, Antriebs- und Bindungssystem) unser Denken, Fühlen und Handeln unterworfen ist. Übergeordnete Themen, die alle Fachbereiche psychosozialer Arbeit betreffen, werden daran anschließend in den Fokus gerückt: Kommunikation und Gesprächsführung, der Umgang mit Emotionen und Gedanken und das Thema Motivation. Theorie meets Praxis. Greifbares, was wir alle kennen, wird explizit in jedem Themenbereich beschrieben und so zum Begreifbaren.

Dem liegt die jahrzehntelange Praxiserfahrung der Autorin und des Autors zugrunde, die immer wieder aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung in ihre Arbeit einbeziehen und als Grundlagenwissen zum jeweiligen Thema eingefügt haben. Ganz besonders zeichnet dieses Buch aus, dass es Plößl und Hammer gelungen ist, zuzuhören und mitzubekommen, wie psychisch erkrankte Menschen Kommunikation und Gesprächsführung erleben, wie sie ihre Gefühle und Gedanken beschreiben, praktische Anregungen aufnehmen und individuell nutzen. Diese Subjektperspektiven sind jeweils an den Kapitelanfängen zu finden.

Gemäß der ergotherapeutischen Logik, neue Werkzeuge erst einmal genau zu betrachten und dann mit Bedacht in Betrieb zu nehmen, wählen Plößl und Hammer entsprechend eine gelungene Zeitlupenstrategie, um den Weg zu den Methodenschätzen zu bahnen. So wird z. B. ein kommunikatives Geschehen in einer Beispielsequenz in der schrittweisen Analyse der möglichen Interventionen verstehbar und zeigt, wie bestimmte Gesprächstechniken zu einer Haltung von Offenheit und Wertschätzung führen.

Jeweils an den Kapitelenden finden sich praktische Methodenschätze, die auch mit geringerem Zeitbudget im Praxisalltag Anwendung finden können. Diese stehen ebenso als Downloadmaterialien zur Verfügung.

Ein Buch, was sich an Fachleute in der psychosozialen Versorgung, im stationären und ambulanten Bereich wendet und auch für Interessierte gewinnbringend ist. »Die Neuen« wie auch »die alten Hasen« werden darin Wertvolles für ihre Arbeit finden. Eine Methodenschatzkiste, deren Tools ihren Glanz dann voll entfalten, wenn Praktikerinnen und Praktiker in der Anwendung der Inhalte selbst zum Instrument und Werkzeug werden.

Christiane Tilly in Psychosoziale Umschau

Letzte Aktualisierung: 14.08.2024