»In diesem Buch möchten wir einen Überblick über die Methoden des Bio- und Neurofeedbacks gerade auch jenen Psychotherapeuten geben, die bisher wenig mit der Methode vertraut sind.« (S. 2)
Mit diesem ambitionierten Vorhaben ist es den Fachautorinnen Alexandra Martin und Jennifer Schmidt gelungen, auf knapp hundert Seiten die theoretischen Grundlagen des Biofeedbacks, die zentralen Anwendungsbereiche, Indikationsfelder und die essenziellen Aspekte der Behandlung in einer klaren, praxisnahen und gut verständlichen Sprache zu vermitteln.
Von den meisten innerkörperlichen Abläufen bekommen wir nicht viel mit, auch dann nicht, wenn sie für die Entstehung oder Aufrechterhaltung einer bestimmten Symptomatik verantwortlich sind. Genau an dieser Schnittstelle setzt die Biofeedbackmethode an, um zielgerichtet Abhilfe zu schaffen. Biofeedback wird den verhaltenstherapeutisch orientierten Therapieverfahren zugeordnet und folgt dementsprechend einem strukturierten, zielorientierten Behandlungsplan, der nach einer Problem- und Verhaltensanalyse auf den Ebenen der physiologischen Reaktion, der Emotion und Kognition auf Veränderungen und Verbesserungen auf einer konkreten Verhaltensebene abzielt. Wie sich die Umsetzung in der Praxis gestaltet, welche Wirkfaktoren involviert sind und worauf bei den unterschiedlichen Biofeedbackverfahren zu achten ist, haben die Autorinnen in diesem Band fundiert und leserfreundlich aufgearbeitet.
Das Buch ist übersichtlich strukturiert. Es behandelt theoretische Grundlagen, Diagnostik und Indikation, Behandlung, Effektivität und Prognose. Die Darstellung ist durch die geschickte Einbindung sorgfältig ausgewählter Fallbeispiele und ausführlicher Sitzungsprotokolle zugleich übersichtlich und anschaulich gestaltet. Wirkprinzipien und lerntheoretische Grundlagen der Biofeedbackmethode werden präzise dargestellt. Im Fokus des Neurofeedbackkapitels steht – entsprechend der Zielsetzung des Buches – das EEG-basierte Frequenzbandtraining, das in der therapeutischen Praxis vorherrschend ist. Für ein tiefergehendes Verständnis anderer Neurofeedbackvarianten wird auf weiterführende Literatur verwiesen. Das Buch beeindruckt weiter durch seine visuelle Veranschaulichung. Mit präzisen Abbildungen zur korrekten Platzierung der Elektroden sowie mit grafischen Darstellungen der typischen Signalkurven, inklusive derer Maßeinheiten und Amplituden, wird den Lesenden eine praktische Orientie-rungshilfe an die Hand gegeben.»Biofeedback kann, je nach zu behandelndem Störungsbild, als alleinige Behandlungsmethode eingesetzt werden. In den meisten Fällen wird es jedoch mit weiteren Behandlungen (z. B. Psychotherapie, Entspannungsverfahren, Pharmakotherapie etc.) kombiniert.« (S. 68)
Martin und Schmidt bieten hierzu ein umfassendes Instrumentarium, indem sie durch ausgewählte Anwendungsbeispiele evidenzbasierte Bio- und Neurofeedbackbehandlungsprotokolle zur Linderung von Schmerzstörungen, emotionaler Dysbalance, ADHS und Substanzgebrauchsstörungen eingehend vorstellen. Dabei werden nicht nur die verschiedenen Methoden variantenreich präsentiert, sondern auch Möglichkeiten der Synergie mit zusätzlichen psychotherapeutischen Verfahren aufgezeigt. Gleichzeitig haben die Autorinnen die praktische Anwendung im Blick und vermitteln, wie mögliche Hindernisse im therapeutischen Alltag erfolgreich gemeistert werden können.
Das Buch von Alexandra Martin und Jennifer Schmidt überzeugt im Gesamten durch seine differenzierte Analyse des therapeutischen Potenzials von Biofeedback und Neurofeedback in der psychotherapeutischen Praxis. Dabei wird die Integration dieser Techniken in ganzheitliche Behandlungsansätze gefördert. Persönlich sehr gut gefallen haben mir die übersichtlichen Kapitel über die einzelnen Biofeedbackparameter sowie die detaillierten Sitzungsbeschreibungen für diverse Indikationen. Aus meiner Sicht eine gelungene Synthese aus Theorie und Anwendungspraxis in kompaktem Format, die sowohl Fachleute bereichert als auch Einsteigern neue Zugänge zu einer vielseitigen Behandlungsmethode eröffnet.
Dr. Martine Hoffmann in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 17.04.2024