Es gibt viele Bücher über das Thema Essstörung. »Wie viel wiegt mein Leben« von Antonia C. Wesseling hebt sich von den bisherigen Büchern über Magersucht ab. Sie berichtet nicht nur über ihre Essstörung im Alter von 14 Jahren und ihren langen Weg zur Genesung, sondern lässt auch Therapeuten und ihre Familie und Freunde zu Wort kommen. Dabei versucht sie durch ihre erfrischende Art des Schreibens, die Lesenden über Anorexie aufzuklären und Betroffenen Ratschläge zu geben.
Sie weiß, es geht nicht nur darum, dünn zu sein. Die Ursachen liegen viel tiefer. Der Verzicht auf Nahrung ist eine Schutzstrategie, mit der sich Betroffene betäuben, um sich nicht mit ihren Problemen auseinanderzusetzen. Das Essen ist ein Symptom, nicht die Ursache. Es ist ein Hilfeschrei der Psyche.
Antonia C. Wesseling zeigt auf, wie Betroffene lernen können, wieder Gefühle zuzulassen und die Magersucht loszulassen. Es wird sehr drastisch deutlich, wie wichtig es ist, für sich selbst zu kämpfen. Während ihrer Krankheitsphase hat die Autorin sexuelle Übergriffe erlebt. Sie hatte nicht gelernt, für ihre Bedürfnisse einzustehen, und fühlte sich bei den Übergriffen wehr- und kraftlos. Ihre Gesten haben nicht ausgereicht. Ihr Gegenüber deutete diese als »vielleicht«. Ein »Vielleicht« ist manchmal auch ein »Nein«.
Diese Erfahrungen können nicht nur Betroffene zum Nachdenken anregen, sondern auch Angehörige. Man kann diese Erfahrungen nicht nur in dem Buch nachlesen, Antonia C. Wesseling ist auch auf Instagram und Youtube aktiv und bloggt als @tonipure über Bücher, psychische Gesundheit und Veganismus.
Caroline Trautmann in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 17.04.2024