Angsterkrankungen sind die häufigsten psychischen Störungen überhaupt. Mehr als 15 Prozent der Menschen in Deutschland erleben in ihrem Leben mindestens einmal eine Angststörung. Mit Ängsten leben zu müssen, belastet nicht nur den betroffenen Menschen selbst, sondern auch seine Partnerin bzw. seinen Partner: Wenn der Mensch, den man liebt, sich kaum noch aus dem Haus traut, allen Sozialkontakten panisch aus dem Weg geht oder sich ständig über alles Sorgen macht, ist auch das eigene Leben betroffen. Frust, Hilflosigkeit und Wut bleiben bei allem Mitgefühl und aller Liebe nicht aus und die Frage "Gehen oder bleiben?" steht zur Entscheidung.
Vor diesem Hintergrund verwundert es schon, dass es zwar unübersehbar viele "Angstratgeber" auf dem Buchmarkt gibt, die Rolle der Angehörigen dabei aber oft nicht bzw. nur am Rande wahrgenommen wird. Explizit für Partner und Partnerinnen hat Kate N. Thieda – aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Christoph Trunk – ein gut gegliedertes und strukturiertes Hilfemanual entwickelt, das neben Informationen zur Angststörung und zum Umgang mit den Betroffenen ganz praktische Tipps gibt, wie die Partner sich dabei nicht verlieren, sondern auch gut für sich selbst sorgen.
Die Autorin unterstützt dabei, mit widerstreitenden Gefühlen umzugehen und zeigt anhand vieler Beispiele, wie es gelingt, für den Partner da zu sein und gleichzeitig auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten. Man findet praktische Anleitungen zu Kommunikationsstrategien oder Techniken, die helfen, besser mit der Angst des Partners umzugehen. Aber auch ganz praktische Dinge, wie Änderungen des Lebensstils, z.B. im Bereich Essen und Trinken, finden sich in dem Ratgeber und können Denkanstöße liefern. Recht kurz wird der Umgang mit in der Familie lebenden Kindern abgehandelt und die Entscheidung, wechselnd je Kapitel die männliche bzw. weibliche Form zu verwenden, gibt manchmal einen kleinen Anlass zur Verwirrung.
Zu empfehlen ist der Ratgeber für die Angehörigen von Menschen mit Angststörungen, die "an der Seite" bleiben wollen, ohne sich selbst zu verlieren.
Beate Lisofsky in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024