Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Depressionen bewältigen, die Lebensfreude wiederfinden

Was ist zu erwarten, wenn ein Psychiatrieprofessor und universitärer Oberarzt und eine journalistisch tätige Psychologin sich zusammentun und bei einem renommierten Verlag ein Buch über Depressionen für Betroffene herausgeben? Einerseits hohe fachliche Kompetenz auf dem neuesten Stand des Wissens, andererseits gute Lesbarkeit auch für Nichtmediziner und darüber hinaus eine professionelle optische Darstellung des Inhaltes. Genau dies, aber auch nicht mehr, ist bei dem vorliegenden Buch gelungen.

Anschaulich gestaltet

In den Kapiteln "Wie zeigt sich eine Depression", "Warum habe ich eine Depression" und "Wege aus der Depression" ist das drin, was draufsteht, in farblich abgesetzten Einschüben sind Zitate von Betroffenen, wichtige Hinweise oder kurze theoretische Erklärungen eingefügt, die einfarbigen Grafiken sind anschaulich gestaltet. Manchmal merkt man dem Text an, dass er von Fachleuten geschrieben wurde: das eine oder andere überflüssige Fremdwort schleicht sich doch noch dazwischen oder die Erklärung wird unschön in Klammern dahinter gesetzt.

Das Glossar am Ende des Buches ist sehr übersichtlich. Entsprechend dem Titel liegt der Schwerpunkt des Buches auf den "Wegen aus der Depression", hierbei werden die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung in den Mittelpunkt gestellt und umfassend und gut beschrieben. Alternative Therapieansätze werden allerdings nur gestreift, es wird eher vor ihnen gewarnt. Gesündere Lebensgewohnheiten im Hinblick auf soziale Kontakte, Bewegung und Ernährung sind eher pflichtschuldig mit Bedacht.

Serviceteil Angehörige

Im Serviceteil gibt es Hinweise für Angehörige, Buchtipps und hilfreiche Adressen und Webseiten. Und da wird es interessant: Ulrich Hegerl, leitender Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, widmet sich den depressiven Erkrankungen in besonderer Weise: Er ist Sprecher des "Kompetenznetzes Depression und Suizidalität", hat das "Bündnis gegen Depression e.V." initiiert und leitet das "Europäische Bündnis gegen Depression", in dem sechzehn Europäische Länder zusammenarbeiten.

Ein "Kompetenznetz" ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes überregionales Projekt, das die Erforschung und Therapie einer Krankheit fördern soll. Es gibt bisher 14 solche Projekte in der Medizin, u.a. zu Herz- Kreislauferkrankungen, Infektionen und Rheuma. Auf der Internetseite des Kompetenznetzes Depression gibt es einen Bereich für Betroffene mit einem Selbsttest, Erfahrungsberichten, einem fachärztlich moderierten Chat-Forum und "Ratschläge für Angehörige". (Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass unter dieser Überschrift der Hinweis "Seien Sie zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen" zu finden ist.)

Wenig individueller Charme

Svenja Niescken studierte Journalistik und Psychologie, sie hat bereits ein Buch zum Thema Depression geschrieben (Depressionen: Mehr als nur ein Stimmungstief, ebenfalls bei Trias erschienen). Sie ist Projektmanagerin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. und promoviert derzeit über psychologische Selbsthilfegruppen im Internet. Das Buch ist auf jeden Fall gut geeignet um sich über Depressionen und ihre Therapie kompetent und umfassend zu informieren, insbesondere im Hinblick auf Gespräche und Entscheidungen bezüglich der ärztlichen Behandlung.

Aber irgendwie ist es schade, dass zwei Menschen mit so interessanten Arbeitsschwerpunkten in ihrem Text so wenig persönliche Erfahrungen und Gedanken einfließen lassen und das Buch letztendlich wenig individuellen Charme hat. Weitere Informationen im Internet unter: www.kompetenznetz-depression.de oder www.buendnis-depression.de.

Stefanie Hatke in Psychosoziale Umschau

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024