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Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Dem Zwang die rote Karte zeigen - Ein Ratgeber für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern

Zwangserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind zunächst einmal kein Thema für die sozialpsychiatrische Praxis, vor allem wenn man auf die Arbeit mit Erwachsenen fokussiert ist. Natürlich weiß man aus der Literatur, dass Angst- und Zwangsstörungen die häufigsten psychischen Erkrankungen sind. Aber: Hätten Sie geahnt, dass schätzungsweise ein bis zwei Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen sind?

Wege werden aufgezeigt

Wer mehr oder weniger zufällig mit einem zwangskranken Kind konfrontiert wird, ist tief beeindruckt. Diese Kinder und Jugendlichen leiden enorm und sind nach Kräften bemüht, dieses „Monster“ wieder loszuwerden. Dieses Buch will ihnen dabei helfen. Als "Monster" bezeichnen die beiden Autorinnen den Zwang, und sie bleiben bei dieser Metapher konsequent über den ganzen Text hinweg, ohne die Störung zu infantilisieren.

Mit dem titelgebenden Bild "Dem Zwang die rote Karte zeigen" ist das Motto des Buches und der empfohlenen Strategie gut benannt. Zunächst wird die Störung kindgerecht und doch angemessen ernsthaft beschrieben. Was sind Zwänge, was ist noch normal, warum gehen sie nicht von alleine weg? Wege werden aufgezeigt, um sich professionelle Hilfe zu suchen, wobei besonders Verhaltenstherapie empfohlen wird.

Entscheidende Taktiken

Es folgen die entscheidenden Taktiken: Was du selbst tun kannst. Das Buch enthält immer wieder Abschnitte, die direkt an die Eltern gerichtet sind. Eingefügt sind Beispiele für Protokolle und für den Aufbau schrittweiser Expositionen, außerdem einige adäquate Illustrationen. So können Kinder und Jugendliche sich selbst ein Verhaltenstherapie-Programm basteln, und die Eltern können sie dabei unterstützen. Natürlich kann ich nicht einschätzen, ob das Training funktioniert.

Als gut verständliches Modul „Einführung in Verhaltenstherapie bei Zwängen“ kann ich diesen in der Reihe BALANCE Ratgeber erschienenen Band nur empfehlen. Wer sich ein wenig sattgelesen hat an Broschüren „in einfacher Sprache“, der wird sich freuen darüber, dass es doch möglich ist, komplexe Sach-Verhalte ohne Binde-Striche und mit Neben-Sätzen zu vermitteln.

Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024