Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Verortungen der Seele - Psychiatrie-Museen in Europa

Als ich vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal von der Idee eines Führers zu den Psychiatriemuseen in Europa hörte, war ich etwas skeptisch und, zugegeben, auch ein wenig neidisch. Skeptisch, weil ich ahnte, dass es kompliziert werden könnte, ein solches Projekt umzusetzen und zu finanzieren. Und neidisch, weil es auch zu meinen Obsessionen gehört, historische Orte der Psychiatrie und ihr gewidmete Museen und Ausstellungen aufzustöbern und zu besichtigen.

Enthusiasmus und Beharrlichkeit

Um dieses famose Vorhaben schließlich zu verwirklichen, bedurfte es des Enthusiasmus und der Beharrlichkeit der Autoren Rolf Brüggemann und Gisela Schmid-Krebs und des Wagemutes des Mabuse-Verlages. Mit der Vision, sich auf die Suche nach der verlorenen Seele zu begeben, haben sich die Autoren auf den Weg gemacht, sind kreuz und quer durch Europa gereist, und haben jene Orte besucht, die "das Seelenleben am extremen Rand seiner Möglichkeiten zeigen".

Das Ergebnis dieser "Seelenwanderung" ist beeindruckend. Dafür sprechen zunächst einmal die Fakten: Das über zweihundert Seiten starke, handliche Buch versammelt sage und schreibe weit über einhundert Einrichtungen, darunter allein dreiundsechzig Psychiatriemuseen, außerdem Gedenkstätten, Kunstsammlungen und -ausstellungen und dem Thema verwandte, meist eher kuriose Museen. Das Buch ist zweisprachig (deutsch und englisch), übersichtlich layoutet und durchgehend vierfarbig und mit vielen Abbildungen versehen.

Individuelle Recherchen

Dass die Autoren, selbst in der Psychiatrie tätig und Begründer des Göppinger Psychiatriemuseums MuSeele, alle beschriebenen Einrichtungen besucht und mit den Initiatoren gesprochen haben, verleiht dem Buch zudem seinen besonderen Reiz, der über den Stil "normaler" Reiseführer hinaus geht und zum Schmöckern einlädt. Denn diese individuellen Recherchen in Leipzig wie auch in Moskau, Mikkeli (Finnland) oder Edirne (Türkei) führen zu anschaulichen, durchaus subjektiven Porträts, die die einzelnen Einrichtungen in ihrer jeweiligen Eigenart vorstellen, ergänzt durch launige Tipps für einen leckeren Kaffee oder guten Wein am Ort. Dabei fehlen nicht die praktischen Informationen mit Adressen und Internetauftritten. Ein Buch also, das in jede gut sortierte Bibliothek gehört oder besser noch in das Handgepäck für die nächsten Reise.

Thomas R. Müller

Letzte Aktualisierung: 01.05.2024