Vater, Mutter und Dafne hatten einen schönen Urlaub am Meer. Alles ist bereit für die Rückfahrt, nur die Mutter fehlt. Eine Ambulanz wird gerufen, doch es ist zu spät. Der plötzliche Tod der Mutter trifft Dafne und ihren alten Papa hart. Denn Dafne ist ein Mädchen mit Down-Syndrom. Gemeinsam mit Verwandten besuchen sie das abgelegene Haus, in dem die Mutter aufgewachsen ist. Dort wird sie nun auf dem Friedhof beerdigt. Dann fahren Vater und Tochter in die gemeinsame Wohnung in der Stadt zurück und versuchen, ihr gewohntes Leben fortzuführen.
Dafne hat einen Arbeitsplatz im Recycling eines großen Supermarkts, wo sie mit einer kleinen Feier von ihrem Team begrüßt wird. Sie ist beliebt und überaus tüchtig; die Mutter hat ihr alles beigebracht, was für ein eigenständiges Leben wichtig ist. Es geschieht nichts Spektakuläres in diesem warmherzigen Film. Dem Vater geht es schlecht; er steht kaum noch auf und es ist nicht sicher, ob er die Lebenskrise überwindet. Dafne mit ihren oberschlauen Sprüchen geht ihm und den Zuschauern auf die Nerven, dann wird es auch mal laut. Eines Tages schlägt sie vor, man könne doch eine Fußwanderung zu dem ländlichen Friedhof machen und das Grab der Mutter besuchen. Das Wetter ist nicht optimal, trotzdem stapfen die beiden los.
Die Übernachtung in einem Landgasthaus und das Gespräch des Vaters mit den freundlichen Wirtsleuten gehört zu den schönsten Szenen des Films. Dafne kümmert sich um den Computer der beiden, während der Vater mit ihnen über seine beherzte Tochter reden kann. Allmählich gewinnt auch der Vater wieder etwas Lebensmut. Forstarbeiter nehmen die beiden in ihrem Jeep ein Stück mit, und Dafne flirtet mit beiden, dass es kracht.
Diese junge Frau mit einer kognitiven Beeinträchtigung nervt und macht ihre Umwelt glücklich. Ihre Marotten – zweimal pro Woche zum Friseur – akzeptiert der Vater mit einem Lächeln. Nach der Weltpremiere in der Sektion Panorama präsentierte der Regisseur die Hauptdarstellerin auf der Bühne. Und die redete mit ihrer unglaublich tollen Stimme, die man ja aus dem Film schon kannte, und war so schlagfertig und herzlich, dass den Müttern und Vätern um mich herum plötzlich die Nase lief.
Es ist unklar, wann dieser schöne Film in unsere Kinos kommt. Da er bei der diesjährigen Berlinale in der Sektion sehr erfolgreich gelaufen ist und mit einem Preis ausgezeichnet wurde sind die Chancen auf einen Kinostart gut.
Ilse Eichenbrenner
Letzte Aktualisierung: 12.06.2024