Der Spielfilm „Die Kunst sich die Schuhe zu binden“ wurde 2011 unter der Regie von Lena Koppel mit den Mitgliedern einer Theatergruppe von Menschen mit geistiger Behinderung gedreht. Dieses Theater namens Glada Hudik wurde 1996 in Hudiksvall trotz heftiger Proteste der Angehörigen aufgebaut; der Film schildert – sicher reichlich verzuckert – die Entstehungsgeschichte dieses sehr erfolgreichen Projekts, das mich an das Berliner Theater „Ramba Zamba“ erinnert hat.
Der junge Alex hat eine hübsche Frau und eine Tochter und einen kleinen Job am Theater. Er ist ein Nichtsnutz und ein „loser“ und bringt kein Geld nachhause und seine Freundin wirft ihn raus. Alex fährt zu seinem Bruder nach Hudiksvall, und erhält beim Arbeitsamt nur einen einzigen Job angeboten, dreimal dürfen Sie raten, in einer Einrichtung für Behinderte. Gemeinsam mit einer Kollegin muss er jeden Morgen das kleine Grüppchen merkwürdiger Gestalten im Kleinbus zu einem Gebäude im Wald fahren, wo die Behinderten Kaminholz zerkleinern und in Säcke füllen. Zwischendurch lernen sie an großen bunten Modellen die hohe Kunst, eine Schleife zu binden.
Alex kommt erstaunlich gut mit der bunten Gruppe zurecht; er ist etwas unzuverlässig und manchmal baut er Mist und immer wieder gibt es Ärger. Au weia. Alex findet, die Behinderten sollten auch mal Spaß haben, und als er merkt, dass einige gerne und gut singen forciert er gegen alle Widerstände ein Projekt. Das Ziel ist die Teilnahme an einem Talentwettbewerb in Stockholm, doch auch das geht schief. Es gibt politisch korrekte Pannen und Gelächter und die Handlung sorgt nicht unbedingt für Überraschungen, denn am Ende steht die bunte Truppe auf einer Bühne in Hudiksvall und die Eltern weinen vor Freude und Rührung.
Nein, wirklich originell ist die Geschichte nicht, aber die Darsteller sind reale, echte behinderte Männer und Frauen und jeder von ihnen ein sympathisches Original. In Schweden soll der Film auch an den Kinokassen ein enormer Erfolg gewesen sein; vermutlich funktioniert er am besten in Kombination mit einer großen Tüte Popcorn bei einem entspannten Kinonachmittag in der Gruppe, vorzugsweise gemischt. Er läuft auch außerhalb des Festivals der Aktion Mensch, ganz reguläre in vielen Kinos.
Ilse Eichenbrenner
Letzte Aktualisierung: 26.07.2024