„Hedi Schneider steckt fest“, im Fahrstuhl natürlich. Kein Problem, sie (die wunderbare Laura Tonke) plaudert mit dem Mann vom Notdienst, und schon bald ist alles vorbei. Als sie am nächsten Tag ins Büro kommt fehlt ihr Kollege: Er wurde abgeholt, weil er sich suizidieren wollte. Doch bei Schneiders ist alles in Ordnung. Hedi macht Blödsinn mit ihrem Sohn Finn und mit Uli, ihrem Mann, und gemeinsam albern sie herum.
Eine junge, glückliche, neugierige Familie. Uli möchte in Afrika arbeiten, und die Abreise ist schon geplant. Doch plötzlich hat Hedi das Gefühl zu sterben und Uli muss den Notarzt rufen. Sie hat ihre erste Panikattacke. Dann kommt die nächste und noch eine und es ist Schluß mit lustig. Die Ärztin diagnostiziert eine Angststörung und verordnet Antidepressiva und als Notfallmedikation einen Tranquillizer. Hedi kommt auf den Geschmack, und läuft immer häufiger belämmert rum. Uli reagiert zunächst einfach wunderbar; er ist verständnisvoll, gelassen, liebevoll, doch irgendwann ist auch er genervt und läuft weg. Er verliert seinen Job, die Afrikapläne werden begraben.
Vielleicht nützt eine kleine Auszeit? Sie fahren nach Norwegen, stecken sich Stroh ins Haar und schmieren sich Dreck ins Gesicht und toben wie früher herum. Dann beschließen sie doch einfach mal nur diesen einen ganzen Tag bis zum Ende glücklich zu sein. „Ist der Tag schon vorbei?“ fragt Hedi. Nein, noch eine Minute.
So endet dieser unglaublich witzige und sympathische Spielfilm mit einer kleinen systemischen Intervention. Regisseurin Sonja Heiss hat selbst Erfahrungen mit einer Angststörung und will zweierlei: Darauf hinweisen, dass auch extrovertierte, im Leben stehende Menschen diese Störung bekommen können. Und sie will die Irritationen zeigen, die dadurch in einem kleinen, familiären Biotop entstehen. „Hedi Schneider steckt fest“ lief mit großem Erfolg auf der 65. Berlinale und wird ab 23.4.15 in den Kinos zu sehen sein.
Ilse Eichenbrenner
Letzte Aktualisierung: 12.06.2024