Die schöne Emily (Rooney Mara) freut sich auf die Rückkehr ihres Ehemannes aus dem Gefängnis, wo er 4 Jahre wegen Insidergeschäften eingesessen hat. Doch nun wird sie erst recht depressiv und fährt in einem Parkhaus gegen die Wand. In der Klinik, wo man außer einer leichten Gehirnerschütterung keine Blessuren findet, lernt sie Dr. Banks (Jude Law)kennen, der zu einem psychiatrischen Konsil gebeten wurde. Er rät zu einer stationären Behandlung, doch Emily will umgehend zu ihrem Mann zurück und lässt sich auf eine ambulante Behandlung bei Dr. Banks ein.
Es ist nicht ihre erste depressive Episode, und Banks nimmt Kontakt auf zu seiner Kollegin Dr. Siebert (Catherine Zeta-Jones). Man berät sich zur Frage der Medikation, und eine Reihe von real existierenden Psychopharmaka werden - natürlich nach einander - erprobt. Mal leidet der Sex unter den Antidepressiva, oder Emily gerät in eigenartige Schwindel- und Trancezustände. Sie bleibt suizidal. Das ist filmisch wunderbar umgesetzt, und die von Emily immer wieder beklagten „giftigen Nebelbänke“ der Depression greifen auf den Zuschauer über. Dr. Banks wird wie alle Ärzte von der Pharmaindustrie und ihren Assistenten umworben.
Es gibt ausgiebige Dinners, bei denen – so erklärt es der Pharma-Vertreter – wenigstens fünf Minuten über Fachthemen gesprochen werden sollte. Dr. Banks lässt sich anwerben für die Erprobung und Evaluation eines neuen Stimmungsaufhellers namens Ablixa bei seinen Patientinnen. Wieder gibt es Nebenwirkungen: Emily schlafwandelt und tut merkwürdige Dinge, und eines Tages liegt ihr Gatte erstochen auf dem Fußboden. Der Zuschauer weiß: Sie ist die Täterin, doch Emily kann sich an nichts erinnern. Es gibt einen Prozess und erheblichen Wirbel um Ablixa und seine unerwünschten Nebenwirkungen. Hat Emily im Zustand der Schuldunfähigkeit wegen der Side Effects von Ablixa einen Menschen getötet?
Banks gerät zunehmend in Schwierigkeiten. Journalisten lauern ihm auf, seine Frau verlässt ihn, der lukrative Forschungsauftrag wird gekündigt. Es gibt mysteriöse Ups und Downs bei verschiedenen Pharma-Unternehmen an der Börse, und Dr. Banks wird (was mich etwas verwirrt hat) mit der Begutachtung seiner eigenen Patientin beauftragt. Sie ist schuldunfähig, muss aber bis auf weiteres in einer forensischen Klinik verbleiben. Statt sich angesichts der tragischen Ereignisse zu fügen wird Emily zunehmend rebellisch. Parallel gerät Dr. Banks Leben nun vollends aus den Fugen. Er gerät in Existenzangst und beginnt zu recherchieren: In Emilys früherem Leben, an ihrem Arbeitsplatz und bei Frau Dr. Siebert. Schließlich verpasst er Emily in der forensischen Psychiatrie eine Art Wahrheitsserum, auf das sie eindrucksvoll dramatisch reagiert.
Es wäre ungehörig, den Rest der Handlung, die sich mehrfach dramatisch wendet, zu offenbaren. Die TAZ meint zu dem Doppel-Twist des Plots: „Geölte Genremodule verschalten sich auf der Folie eines relevanten Themas: smartes Kino, das im Grunde jede Reaktion vorab berechnet haben will.“
Soderbergh hat einen eleganten, durchgestylten Psycho-Thriller abgeliefert, der auf der Berlinale keinen großen Anklang fand. Für viele der Zuschauer war die psychopharmaka-kritische Grundierung wohl ein wenig zu hoch gehängt. Vor allem der verordnenden Zunft rate ich zu dieser dann doch nicht wirklich bitteren Pille.
Ilse Eichenbrenner
Letzte Aktualisierung: 12.06.2024