Der erfolgreiche und etwas exzentrische Theaterautor Alan Bennett sitzt an seinem Schreibtisch und sucht nach den richtigen Worten, um die Aromen, den Geruch oder besser gesagt die olfaktorische Spur einer obdachlosen Frau zu beschreiben. Wir befinden uns im edlen Teil von Camden, wo die Menschen in alten Häusern aber mit links-liberaler Gesinnung residieren. Alle hoffen, die Lady im Van möge nicht gerade vor ihrem Grundstück haltmachen. Mit Blockflöte spielenden Kindern lässt sie sich immerhin vertreiben. Aber vor einem Grundstück scheint sie sich besonders wohlzufühlen, und Hausherr Alan Bennett erlaubt ihr schließlich, kurzfristig in seiner Einfahrt zu parken. Dort steht sie nun, insgesamt 15 Jahre lang.
Der kleine Van ist erstaunlich geräumig, mit kleinen Altären und Heiligenfiguren ausgestattet, denn die Lady war einst eine Nonne und ist sehr gläubig. So ist denn vieles angeblich göttlicher Wille, was ihr gerade in den Kram passt. Das Verhältnis zwischen ihr und dem pingeligen Hausherrn ist durchaus angespannt. Wiederwillig lässt er sie sogar seine Toilette benutzen, um sie hinterher akribisch zu putzen. Im Verlauf der eher adynamischen Story erfahren wir, dass Miss Shepherd in ihrer Klosterzeit Pianistin werden wollte, aber in einer Anstalt landete.
Wir erleben den aktuellen Sozialraum und seine engagierte aber ratlose Nachbarschaft; eine Sozialarbeiterin wird herbestellt, und schließlich landet Lady Shepherd sogar in einer Tagesstätte. Doch vielleicht war gerade diese Aufregung zu groß: Am nächsten Tag liegt die Lady tot in ihrem vollgemüllten Van.
Die großartige, geniale Maggie Smith dominiert glücklicherweise diesen Film ganz und gar. Krass. Der (geruchlose) Film ist ein köstlicher Auftakt für eine gepflegte Tasse Tee am Sonntagnachmittag. Oder: „This fabulous film we do recommend and think it will perfectly match your five o’clock tea-time.“
Ilse Eichenbrenner
Letzte Aktualisierung: 12.06.2024