Eine kleine Wohneinrichtung, irgendwo in Brandenburg. Hier haben sich vor allem Junkies um einen christlichen Anführer geschart. Doch auch ein junger Mann mit Down-Syndrom ist zu sehen, und der beeindruckende Egon, der ganz offensichtlich akut psychotisch ist. Dieser mit 51 Minuten recht kurze Spielfilm der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ zeigt, wie sich Egon an der Struktur der ganz auf den kalten Entzug ausgerichteten Einrichtung reibt. Er weigert sich zu arbeiten, zu duschen, und entzieht sich mit seinem verrückten Verhalten dem Regime des strengen Anführers. Er interpretiert die Bibel auf seine eigene, poetische Weise.
Die Filmemacher geben an, zwei Jahre lang an einschlägigen Orten recherchiert zu haben. Sie liefern eindrucksvolle Bilder von Menschen, denen man ihr Leben auf dem „Todesstreifen“ ansieht. Sie schreiben dazu: „Man könnte unsere Methode fictiondoku nennen – die Fiktion fußt nicht bloß auf der Realität, sondern wird auch dokumentarisiert, indem wir Laiendarsteller casten, die ihr Milieu verkörpern, in dem wir mit Improvisation arbeiten und 360 Grad Sets bauen, damit die Kamera spontan auf das Geschehen reagieren kann.“ Ein kurzes starkes Stück, das mehr verspricht. Man sollte die Filmemacher im Auge behalten.
Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie
Letzte Aktualisierung: 24.07.2024