Beim Filmfestival »Achtung Berlin« bin ich auf den ungewöhnlichen Film »Touched« gestoßen. Die junge isländische Mitarbeiterin Maria wird von einer Kollegin in die Pflege des querschnittsgelähmten Alex eingeführt. Von nun an ist es ihre Aufgabe, ihn zu waschen, zu füttern und ihm alle vier Stunden einen Katheter zu legen. Maria ist sehr hübsch, hat aber einen extrem voluminösen Körper, für den sie sich nicht zu genieren scheint. Schon bald sind ihre Berührungen grenzwertig, schließlich eindeutig sexuell. Alex lässt sich das zunächst gefallen, ja er genießt es. Einmal wird Maria entdeckt: »Wenn ich dich noch einmal in Alex’ Bett erwische, musst du gehen«, meint die Kollegin. Also bringt Maria ihn im Rollstuhl in die Natur, an einen See. Zu Sex kommt es auch in einer kleinen Kammer, die Maria entdeckt und ausgestattet hat. Zeitweise führen sie das Leben eines ungewöhnlichen, heimlichen Liebespaars. Doch gleichzeitig leidet Alex unter seiner Situation und wird suizidal. Eine alte Freundin von ihm taucht auf, Maria ist eifersüchtig. Dann kippt das Verhältnis ins Toxische. Der Film ist mit über zwei Stunden schlichtweg zu lang und schwer auszuhalten. Gleichzeitig üben die sehr langsamen und ungewohnt intimen Szenen eine fast unerklärliche Faszination aus. Auf das tragische Ende der Geschichte folgt eine Art Epilog: Die üppige Maria tanzt mit dem zarten Alex, der im Rollstuhl sitzt. Maria wird verkörpert von der isländischen Body-Positivity-Aktivistin Ísold Halldórudóttir; Alex von dem gelähmten Tänzer Stavros Zafeiris.
Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie
Letzte Aktualisierung: 24.07.2024