Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Recht auf Teilhabe 2020

Die Besonderheit des vorliegenden Wegweisers wird bereits im ersten Satz des Vorwortes deutlich: »richtet sich an Mitarbeitende von Beratungsstellen und Leistungserbringer sowie an Eltern, Geschwister, andere Angehörige«. Die Hervorhebung der Angehörigen ist sicherlich der Tradition der Lebenshilfe geschuldet, drückt aber auch die Anerkennung für deren zum Teil lebenslange Begleitung ihrer behinderten oder dauerhaft erkrankten Angehörigen aus.

Angehörige sind von der Umsetzung des BTHG unmittelbar mitbetroffen. Zwar richtet sich die Broschüre gezielt an Angehörige von Menschen mit geistiger Behinderung, hat also auf den ersten Blick nichts unmittelbar mit Psychiatrie zu tun. Aber Menschen mit geistiger Behinderung können nicht nur genauso psychisch erkranken, vor allem spielt die Diagnose oder Art der Behinderung für den Anspruch auf soziale Teilhabe keine große Rolle mehr.

Der Wegweiser folgt einem biografischen Ansatz, beginnend mit dem Teilhabeanspruch ab Geburt bis zum Schuleintritt, es folgt die Schulzeit, das Erwachsenenleben sowie das Leben im Alter. Zugleich werden vier zentrale Lebenslagen dargestellt: Schule und Beruf, Arbeit, Wohnen in eigener Wohnung und Wohnen in besonderen Wohnformen. Anschauliche grafische Darstellungen erläutern, welche Teilhabeansprüche eng an die Biografie gebunden sind, sei es Familienkasse, Krankenkasse, Jugendamt, Träger der Eingliederungshilfe, Pflegekasse oder Rentenversicherung.

Zahlreiche Tipps und Hinweise auf weitere Informationen im Internet sowie aus dem Alltag gegriffene Fallbeispiele werden hervorgehoben und machen neugierig, diese zu lesen. Die Sprache ist angenehm klar, man spürt, die Broschüre richtet sich tatsächlich auch an Angehörige. Obwohl vornehmlich von Juristinnen der Lebenshilfe verfasst, vermeidet sie Verirrungen im Paragrafendschungel. Der Ratgeber ist aktuell und erfreut sich mit einer 5. Auflage hoher Anerkennung. Er bildet die seit 1. Januar 2020 geltende Rechtslage ab und berücksichtigt damit die wesentlichen Änderungen durch das Bundesteilhabegesetz.

Der einzige Wermutstropfen: Obwohl für betroffene Familien, kostet der Ratgeber 22,00 €. Diese sind allerdings sehr gut angelegt, öffnen sie doch den Zugang zur richtigen Hilfe und Entlastung. 

Christian Zecher in Psychosoziale Umschau

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024