Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Die Gefühlsklinik

Kindgerechte Entstigmatisierung

Simon Büngener ist ein junger Pädagoge, der als pflegender Angehöriger und Erzieher in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie viele Erfahrungen in der Betreuung gemacht hat. Neben seinem Studium des Gesundheits- und Sozialmanagements hat er ein Brettspiel gegen den Pflegenotstand entwickelt: Mit »Endlich Feierabend« möchte er auf die Situation in der Pflege aufmerksam machen und mithelfen, Veränderungen zu erreichen.

Jetzt legt er gemeinsam mit der Zeichnerin Ann-Kathrin Nikolov das Kinderbuch »Die Gefühlsklinik« vor. Dies soll Ängste vor der kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik nehmen. Wir begleiten die kleinen Tiere Elefant, Giraffe, Bär und Hund, die mit unterschiedlichen Diagnosen belastet auf ihrem (sehr kurzen) Weg von zu Hause in die Klinik zur Genesung sind. Dabei begegnen uns die nicht benannten, aber deutlich beschriebenen Phänomene ADHS, Depression und Angststörung. In der »Gefühlsklinik« werden sie einfühlsam und spielerisch vom Therapeutenwolf und den Betreuerschafen begleitet. Die Tierkinder werden Freunde und genesen dann auch zur Freude aller.

So einfach, so schön. Die Bilder und Texte sind vor allem kleinkinderfreundlich und können als Einstieg Ängste und Vorbehalte nehmen. Hilfreich kann das Buch auch für Geschwisterkinder sein und für Eltern, die ihren Kindern die Kinder- und Jugendpsychiatrie erklären wollen, beispielsweise Mitarbeiter:innen der Klinik, die ihren Kindern ihren Arbeitsplatz näherbringen möchten.

Allerdings blickt das Buch nicht auf die Entstehung von Krankheit, hat keinen sozialpsychiatrischen Bezug. Der kleine Elefant ist z.B. »ein sehr aufgedrehter Elefantenjunge. Er konnte nicht ruhig sitzen. Und weil er schon so groß und so schwer war, hatte er in seinem Dschungel jeden Baum und jede Hütte vor lauter Unruhe umgerannt«. Im nächsten Bild wird er dann von seinem Vater in die »Gefühlsklinik« geschickt.

Die kleinen Kindertiere könnten genauso gut somatische Erkrankungen haben, und das Buch wäre dann ebenso geeignet, um ein Kinderkrankenhaus zu erklären.

Trotzdem leistet das Buch einen guten Beitrag zur Entstigmatisierung von Kinder- und Jugendpsychiatrie. Um sich mit den Phänomenen von Störung und Erkrankung auf Kinderebene zu befassen, ist aber dann doch die bunte und vielfältige Kinderreihe aus dem Psychiatrie-Verlag zu empfehlen.

Patrick Nieswand in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024