Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
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Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Alles steht Kopf 2

2016 habe ich in der SP 151 den Animationsfilm »Alles steht Kopf« (Originaltitel: »Inside Out«) besprochen. Nun ist ganz aktuell »Alles steht Kopf 2« in den Kinos.

Wieder ist der gesamte Film dem emotionalen Innenleben eines Mädchens namens Riley und dessen Visualisierung mittels animierten Figuren gewidmet. Zu schaffen gemacht hat Riley in Teil 1 der bevorstehende Umzug nach San Francisco und damit die Trennung von ihren Freundinnen. Nun, in Teil 2, kommt es zu einer ungemein größeren Katastrophe: Riley kommt in die Pubertät! Ihr fragiles Ich gerät ins Wanken.

Wie im ersten Film gibt es ein Kontrollzentrum, in dem die wichtigsten Emotionen (Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel) stationiert sind. Die Figuren sind extrem bunt, grell und kitschig – eigentlich unerträglich. Die muntere Freude hat einen blauen Haarschopf, Zorn ist knallrot und scheint jederzeit zu platzen. Kummer wirkt etwas blasiert und fläzt sich immer auf dem Boden herum. Unzählige Erinnerungen der kleinen Riley rollen als Kugeln durch Röhren, werden ab und zu sortiert, weggeworfen oder sorgsam bewahrt.

Die reale Handlung führt Riley in ein Trainingscamp diverser Hockeymannschaften. Sie trifft auf zwei frühere Freundinnen und gerät in Konflikt: Soll sie sich diesen beiden widmen oder eher der neuen Trainerin?

In einem unglaublichen Tempo agieren die verschiedenen Emotionen beziehungsweise ihre animierten Stellvertreter. Neue Elemente tauchen auf: das abstrakte Denken, die Erinnerung, das Langzeitgedächtnis. Das Kontrollzentrum muss erweitert werden, um die vielen neuen Gefühle und Aufgaben integrieren zu können. Riley geht Kompromisse ein, und natürlich nimmt alles ein gutes Ende. Eltern pubertierender Zöglinge werden vermutlich grinsen über die Dramaqueen Riley, die in den Turbulenzen ihrer extremen und rasch wechselnden Gefühle herumtaumelt.

Zusammenfassend kann ich endlich einmal bei mir selbst abschreiben. In der SP 151 meinte ich bereits: »Als psychologisch einigermaßen geschulte Zuschauerin findet man natürlich ständig Brüche und unlogische Wendungen, denn die menschliche Psychodynamik ist viel zu komplex, um so simpel visualisiert zu werden. Doch letzten Endes packt dieses neuronale Drama vermutlich jeden, auch Menschen, die wie Filmknäcke weder Comics (außer natürlich die von BOB!) noch Zeichentrickfilme genießbar finden. Kurzum: ein grandios gescheitertes Projekt, an das sich auch Erwachsene an der Hand kundiger Zöglinge wagen können.«

Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 08.11.2024