Die nicht mehr ganz junge Maud lebt nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante an der kanadischen Atlantikküste, in Nova Scotia. Ihre Hände und Füße sind aufgrund einer rheumatischen Arthritis schon seit ihrer Kindheit deformiert. Trotzdem malt sie mit großer Begeisterung und ist fröhlich. Und sie will endlich auf eigenen Beinen stehen. Sie entdeckt im Laden einen Zettel, den der verschrobene Fischhändler und Hausierer Everett Lewis dort hat anbringen lassen. „Haushaltshilfe gesucht. Putzmittel sind mitzubringen.“
Sie klopft an die Tür des abgelegenen, winzigen Häuschens, und lässt sich von dem mürrischen Sonderling nicht vertreiben. Eine Schlafgelegenheit ist nicht vorgesehen, aber sie darf sich neben ihn legen. Maud bleibt und putzt und lacht und wackelt auf ihren kaputten Füßen neben ihm her, wenn er ausliefert. Sie fängt an, direkt auf die Wände bunte Blumen zu malen. Everett ist es egal. Als er mit ihr schlafen will besteht sie darauf, dass erstmal geheiratet wird. Also wird eben geheiratet, und nun ist Maud die stolze Miss Everett, und trotzdem von allen geächtet. Er ist grob zu ihr, und schlägt sie, und sie läuft weg und lässt sich von ihm zurückholen.
Sie malt ihre Blumen und Landschaften auf Karten für die Kundschaft, und verdient allmählich ein paar Dollar damit. Ihre kleinen Bilder finden Abnehmer: Blumen, Häuser, Rehe in Winterlandschaften. Everett nagelt stolz Werbeschilder ans Haus, und ab und zu hält ein Auto. Das seltsame Paar findet seine Routine, auf eine ganz eigene Art. Maudie lacht ihr breites Lachen und wehrt sich, wenn Everett poltert und schimpft. Ihre Freude am Leben trotz ihrer fortschreitenden Behinderung ist beeindruckend. Nur noch mit großer Mühe kann sie den Pinsel festhalten, in ihrer verkrüppelten Hand. Viel zu rasch stirbt sie an einem Emphysem. Everett kann es nicht fassen.
Die naive Malerin und Volkskünstlerin Maud Lewis wird in Kanada verehrt; das winzige Haus kann in einem Museum (und auf YouTube) bestaunt werden. Sally Hawkins ist es gelungen, Mimik und Gestik der kleinen Nationalheldin zu imitieren. Ethan Hawke ist ein wenig zu adrett als verschrobener Kauz, doch das macht nichts. Gelungen ist die Darstellung der wundersamen Liebe der beiden Außenseiter. Bei der Pressekonferenz geht eine Journalistin davon aus, dass Regisseurin Aisling Walsh wohl auch im Besitz einiger Bilder sei. „Oh no“, antwortet diese ganz aufgeregt, „natürlich nicht. Ja, dann hätte ich wohl ausgesorgt, wenn ich ein Bild von Maud Lewis hätte.“
Ilse Eichenbrenner
Letzte Aktualisierung: 12.06.2024