Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Psychopharmaka

In der mehr als zweihundertjährigen Geschichte der Psychiatrie haben Psychopharmaka lange eine untergeordnete Rolle gespielt. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts gab es eigentlich nur Schlaf- und Beruhigungsmittel und einige wenige Medikamente (Cardiazol, Salvarsan), die zu sehr speziellen Behandlungen eingesetzt wurden und schon seit Jahrzehnten nicht mehr angewendet werden.

Erste Psychopharmaka

Im Zeitraum von 1948 bis 1963 wurden dann aber in rascher Folge die ersten Substanzen der heute gebräuchlichen wichtigsten Psychopharmakagruppen eingeführt: Neuroleptika (Chlorpromazin 1952, Haloperidol 1958), Antidepressiva (Imipramin 1957), Phasenprophylaktika (Lithium 1948) sowie die beiden ersten Vertreter der Schlaf- und Beruhigungsmittel vom Benzodiazepintyp (Chlordiazepoxid 1960, Diazepam 1963).

Neben diesen vier Hauptgruppen sind noch weitere Medikamente in Gebrauch, die für besondere Indikationen verwendet werden, aber nicht näher beschrieben werden können. Sie dienen beispielsweise zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen (ADS, ADHS), von Entzugserscheinungen beim Absetzen von Suchtstoffen oder der Demenz.

Nicht wegzudenken

Psychopharmaka sind heute aus der Behandlung psychischer Störungen nicht wegzudenken. Eine Diagnose aus dem Bereich der Psychiatrie zieht nahezu immer die Empfehlung eines oder mehrerer Medikamente nach sich. Wegen der teilweise ernsthaften unerwünschten Nebenwirkungen muss aber vor einem unkritischen Gebrauch gewarnt werden.  (...)

Dabei wird es in der Regel um eine Abwägung zwischen dem oft beträchtlichen Nutzen und den Risiken und Nebenwirkungen gehen. Patienten und Angehörige ebenso wie die Ärzte sollten nicht bei einseitiger Zustimmung oder Ablehnung stehen bleiben, sondern möglichst gemeinsam nach individuell passenden Lösungen suchen.

Weitere Informationen

Psychopharmaka sind ein Arbeitsschwerpunkt der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP). Weitere Informationen, Artikel und Stellungnahmen finden Sie >>>hier.

Literatur

  • Bleich, S., Dabbert D., Kropp, S., Neyazi A., Seifert J., Toto S., Bandelow B. (2022): Handbuch Psychopharmaka. Hogrefe Verlag, 4. Auflage.
  • Benkert, O.; Hippius, H. (2023): Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. Springer Verlag, 14. Auflage.
  • Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (2018): Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie zur Anwendung von Neuroleptika. Broschüre als PDF-Datei herunterladen.
  • Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (2018): Neuroleptika reduzieren und absetzen. Eine Broschüre für Psychose-Erfahrene, Angehörige und Professionelle aller Berufsgruppen. 3. Auflage. Broschüre als PDF-Datei herunterladen.
  • Finzen, A.; Scherk, H.; Weinmann, S. (2016): Medikamentenbehandlung bei psychischen. Störungen - Leitlinien für den psychiatrischen Alltag. Psychiatrie Verlag.
  • Dr. phil. h.c. Lehmann P., (Hg.), Newnes C. (Hg.) (2023): Psychopharmaka reduzieren und absetzen – Praxiskonzepte für Fachkräfte, Betroffene, Angehörige, Psychiatrie Verlag
  • Schirmer U.: (2020): Psychopharmakotherapie und Empowerment – Ein Trainingsprogramm zum selbstständigen Medikamentenmanagement, Psychiatrie Verlag

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Letzte Aktualisierung: 11.09.2024