Kurt Krömer gehört sicher zu den Autoren, die für die Vermarktung ihres Buches nicht auf einen Messeauftritt angewiesen sind. Er ist mit dem Lebensbericht »Du darfst nicht alles glauben, was du denkst. Meine Depression« in den Medien omnipräsent. Ich weiß nicht, ob solche »Coming-outs« Prominenter einen ihrem Bekanntheitsgrad entsprechenden Einfluss auf die Entstigmatisierung haben. Auf jeden Fall ist das Buch schon wenige Tage nach seinem Erscheinen an die Bestseller-Spitze gelangt und wird entsprechend viel gelesen werden. Schon als er in seiner Fernsehsendung »Chez Krömer« mit Torsten Sträter als Gast – Sträter ist seit einigen Jahren Schirmherr der Deutschen Depressionsliga – seine depressive Erkrankung öffentlich machte, habe er, so schreibt Krömer, tausende Nachrichten erhalten, darunter viele Hilferufe. Krömer ist wichtig zu betonen, dass er kein Therapeut sei, sondern in diesem Buch lediglich seine Geschichte erzählen wolle und dazu beitragen könne, dass sich Leser darin vielleicht wiedererkennen und sich, früher als er selbst, Hilfe suchen.
Auf dem Buchcover ist Krömer mit angedeutetem freiem Oberkörper abgelichtet. Das soll wohl suggerieren, dass sich der Autor offen und ungeschützt zu seiner Geschichte bekennt. Und folgt man Krömer (alias Alexander Bojcan), dann hat er erst während der Behandlung verstanden, dass er eigentlich schon fast dreißig Jahre depressiv gewesen ist und mit Alkohol versuchte, die Depression wegzuschieben. Krömer schreibt über seinen gewalttätigen Vater, über gescheiterte Beziehungen und die Herausforderung, trotz Erkrankung seine Aufgabe als alleinerziehender Vater mit dem Job als Schauspieler und Komiker unter einen Hut zu bringen. Im Mittelteil des Buches schildert er ausführlich die achtwöchige Behandlung in einer Tagesklinik, seine Ängste vor dem Krankenhaus und die Hilfe, die er durch die Therapie und die Mitpatientinnen und Mitpatienten erlebt hat. Dabei ist Krömer in der Sache ernsthaft, doch seinen schnoddrigen Stil, der ihn als Fernsehkunstfigur großen Erfolg gebracht hat, muss man mögen.
»Wenn das meine Fähigkeit sein sollte, Tabuthemen öffentlich anzusprechen, dann bin ich gerne der Ex-Depressive, der über seine Krankheit spricht.« (S. 190)
Thomas R. Müller in Soziale Psychiatrie
Letzte Aktualisierung: 17.04.2024