Es gibt kein Happy End in der Tante-Nichte-Beziehung, Tante Bea bleibt ein Scheusal. Zum Schluss gibt es noch eine überraschende Offenbarung, die Emma einen Einblick in eine zutiefst verstörte Persönlichkeit gibt, aber auch versöhnlich stimmt.
Während ihr Vater sich einer lebensbedrohlichen Operation unterziehen muss, wird Emma für zwei Wochen bei Tante Bea und Onkel Krispin untergebracht. Die beiden leben in einem Strandhaus in Long Island, direkt am Meer. Eigentlich verlockend, doch Emma erinnert sich mit Schrecken an ihre erste Begegnung mit Tante Bea, und hat gar keine Lust, dorthin zu fahren. Aber um ihre Eltern in dieser schweren Zeit nicht noch mehr zu belasten, fügt sie sich in das Unvermeidliche.
Leider hat sich Tante Bea kein bisschen verändert; sie behandelt das Mädchen mit eisiger Schroffheit, da kann auch Onkel Krispin mit seiner unbeholfenen Herzlichkeit nichts ausrichten. Emma fühlt sich wie ein Eindringling in dieser merkwürdigen Lebensgemeinschaft, sie spürt: Irgendwas stimmt hier nicht. Bald nutzt sie jede Gelegenheit zu fliehen.
An dem herrlich weiten Strand trifft sie auf die gleichaltrige Bertie, die Mädchen verstehen sich sofort prächtig. Gemeinsam bauen sie über Tage ein Dorf am Meer – aus Steinen, Muscheln, Zweigen und anderem Strandgut, das vom Meer angespült wird. Voller Stolz erzählt sie ihrem Onkel und ihrer Tante beim Abendessen davon. Der Onkel ist begeistert, Tante Bea reagiert seltsam. Nachts hört Emma sie über die Treppe schlurfen. Als sie am nächsten Morgen ihr Werk bewundern will, findet sie es zerstört vor.
Paula Fox beschreibt leise und eindringlich die Gefühle eines Kindes in einer eigentümlich verschlossenen Erwachsenenwelt. Man merkt: Sie nimmt Kinder ernst und mutet ihnen deshalb auch was zu. Es gibt kein Happy End in der Tante-Nichte-Beziehung, Tante Bea bleibt ein Scheusal. Zum Schluss gibt es noch eine überraschende Offenbarung, die Emma einen Einblick in eine zutiefst verstörte Persönlichkeit gibt, aber auch versöhnlich stimmt. Ein feines Buch für kleine und große Leseratten ab 11 Jahren.
Ute Hüper in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024