»Levi blüht auf« erzählt die persönliche Geschichte eines Jungen im Autismus-Spektrum, die einen Einblick in sein Innenleben und seine Wahrnehmung der Umwelt gibt. Im Laufe der Geschichte werden die Herausforderungen und Überforderungen von Menschen im Autismus-Spektrum, aber auch die Stärken von Levi, die sein Autismus mit sich bringt, dem Leser und der Leserin auf realistische Art und Weise nähergebracht. Beide Perspektiven – die autistische und die sogenannte neurotypische des nichtautistischen Menschen – erscheinen wechselseitig chaotisch und fremd, und doch gelingt es, einen Weg zu finden, eine Brücke zwischen den beiden Welten zu bauen und ein positives Miteinander zu ermöglichen. Diese Brücke wird von Levi durch seine »Blaupause« der Botanik gebaut, sein Weg, sich die neurotypische Welt und seine Mitmenschen zu erschließen und in einen für ihn nachvollziehbaren Kontext zu setzen. Letztendlich führt die Annäherung sowohl von Levi als auch von seinen Mitschülern und Mitschülerinnen – das Aufeinanderzugehen – zu einem Happy End, bei dem sich Levi und seine Klasse zum ersten Mal auf einer Ebene begegnen, auf der gegenseitiges Verständnis möglich ist.
Ein gelungenes Buch, das das Thema Autismus auf tiefergehende Weise erfasst hat als viele andere Kinderbücher dieser Art. Weit weg von Klischees und mit bunten Illustrationen werden Kinder für das Thema Inklusion und Autismus sensibilisiert, und es wird die Möglichkeit geschaffen, die Welt eines Kindes mit Autismus durch dessen Brille kennenzulernen. Gerade in Zeiten politischer Stagnation bei der Umsetzung von Inklusion sowie angesichts großer Herausforderungen im System Schule und steigender Zahlen bei den gestellten Diagnosen ein weiterer kleiner Beitrag, um soziale Teilhabe von Menschen mit Autismus zu unterstützen.
Jörn Brieger in Soziale Psychiatrie
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024