Das meiner Meinung nach beste "Kursbuch" zur Schizophrenie liegt in der vierten aktualisierten Ausgabe vor. Ohne sich in allzu wissenschaftlicher Sprache und Ausführlichkeit zu verlieren, gelingt es Finzen, die verschiedenen Formen der Schizophrenie zu erläutern und verständlich zu machen.
Finzen bietet einen Einblick in Symptomatik und Erklärungsmodelle; Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen werden vorgestellt und (wenn auch manchmal nur ansatzweise) kritisch erörtert. Die Rolle und Bedeutung, die das Verhalten der Gesellschaft für die Auslösung und den Verlauf von psychischen Erkrankungen hat, ist gut nachvollziehbar dargestellt. Dass insbesondere die Akzeptanz der Kranken für Verlauf, Lebensgestaltung und Lebensqualität eine heilsame Wirkung hat, leuchtet ein.
Erhellend sind auch die Zitate, insbesondere die von Susann Sonntag, die verdeutlichen, dass die Belastung durch eine Krankheit durch ihre negative gesellschaftliche Bewertung um ein Vielfaches höher ist, als die Belastung durch die Krankheit an sich. Dies weiß und erfährt jeder, der von psychischer "Auffälligkeit" betroffen ist, jeder Angehörige und jeder Behandler.
Von Anlage und Inhalt her ist das Buch für Betroffene, Angehörige und Psychiatrie-MitarbeiterInnen nutzbar. Leider ist die dort geschilderte gute Behandelbarkeit der Krankheit nicht immer gegeben. Aus eigener Erfahrung und persönlicher Kenntnis weiß ich, das gerade die Schizophrenie oft noch nicht in den Griff zu bekommen ist. Dennoch ist das Buch sehr empfehlenswert. Es eignet sich zur wiederholten Lektüre und zum gelegentlichen Nachschlagen.
Heinz Günter Maßen in Soziale Psychiatrie
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024