Das Buch »Tür auf. Paul geht zur Psychotherapie« richtet sich an Kinder, die eine Psychotherapie benötigen, sich darunter jedoch nichts vorstellen können oder verzerrte Vorstellungen davon haben. Im Buch gewährt ein Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut namens Herr Lohse dem sechsjährigen Paul Einblicke in die Therapien anderer Kinder, die, so das Szenario, zugestimmt haben, sich in ihren Therapien mit ihren Therapeutinnen beobachten zu lassen.
Tatsächlich ist es eine Kunst, in einem schmalen Bilderbuch die Vielseitigkeit der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie abzubilden. Tobias Ley ist dieses Kunststück jedoch gelungen. Er zeigt Spieltherapien ebenso wie Gesprächssituationen, zudem Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters mit verschiedenen Störungen. In kindgerechter Sprache und anhand vieler sehr schöner Metaphern ist der Autor in der Lage, Kindern auf einfühlsame Weise das ihnen meist erstmal recht unverständliche Thema Psychotherapie näherzubringen und vor allem: ihnen die Angst vor dem zunächst Unbekannten zu nehmen. Dabei gelingt es dem Buch, zu zeigen, wie unterschiedlich Therapien sein können und dass es möglich ist, auf die konkreten Wünsche und Bedürfnisse des jeweiligen Kindes einzugehen. Bemerkenswert sind auch die sehr schönen Illustrationen von Suse Schweitzer, durch die das Buch sehr gewinnt.
Ihr Kind zur Psychotherapie zu bringen, ist für viele Eltern ein schwerer Schritt. Umso erfreulicher ist es, dass sich Tobias Ley am Schluss in Form eines kurzen Textes auch noch ausdrücklich an die Eltern möglicher Patientinnen und Patienten richtet, um ihre Bedenken gegenüber einer möglichen Psychotherapie – überzeugend und empathisch – zu zerstreuen.
Abgerundet wird das Buch durch das umfangreiche und dabei übersichtliche Downloadmaterial, das über die Verlagsseite heruntergeladen werden kann und sowohl allgemeine als auch konkrete Informationen zum Thema Psychotherapie bereithält. So richtet sich das Buch nicht nur an Kinder, die am Anfang einer Therapie stehen, sondern auch an ihre Eltern und andere nahe Bezugspersonen. Auch anderen Therapeutinnen und Therapeuten kann es für ihre Arbeit nur ans Herz gelegt werden.
Philipp Hecht in Psychosoziale Umschau
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024