Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

All the long nights

Wenn man gerade einen Roman von Haruki Murakami gelesen oder »Perfect days« von Wim Wenders gesehen hat, dann ist man auf den japanischen Spielfilm »All the long nights« (Yoake no subete) des jungen Regisseurs Shô Miyake gut eingestimmt. Man hat sich an das gemächliche Tempo bereits gewöhnt, an die friedliche Stimmung und die Fokussierung auf das alltägliche Leben. Der Film stellt uns zwei junge Menschen vor, die unter einer psychischen Beeinträchtigung leiden. Die sanfte, freundliche Misa rastet ab und zu aus. Die unhinterfragte Erklärung: Sie leidet an einem prämenstruellen Syndrom. Immer wieder gerät sie deshalb in Schwierigkeiten, obwohl sie therapeutisch begleitet wird. Einen Job hat sie verloren, nun fängt sie in einer kleinen Firma an, die vor allem für den Schulunterricht Modelle herstellt, mit denen die Bewegungen im Weltraum simuliert werden können. Der junge, schweigsame Takatoshi wird eingestellt, auch er ist in einer anderen Firma gescheitert. Das ganze Team besteht aus freundlichen und unglaublich höflichen Menschen. Takatoshi leidet an Panikattacken, auch er ist in Therapie. Beobachtet wird die vorsichtige Annäherung der beiden, vor allem aber die freundliche Arbeitsatmosphäre – fast zu schön, um wahr zu sein. Misa bringt den Kollegen ständig Kuchen mit, um sich für ihre kleinen Attacken zu entschuldigen. Die beiden jungen Leute besuchen sich in ihren winzigen Wohnungen – Misa schneidet Takatoshi die Haare. Sie beteiligen sich an den Vorbereitungen des Teams für eine astronomische Performance. Der Film, so ist zu lesen, sei besonders typisch für die enorme Bedeutung, die alles rund um die tägliche Erwerbstätigkeit in der japanischen Gesellschaft habe. In den Pausen erfreuen sie sich mit kleinen Snacks und Ballspielen auf dem Hof.

Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 02.06.2024