Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Lass mich fliegen

Zu Beginn sehen wir ein kleines, glückliches Mädchen mit Down-Syndrom. Ihre Mutter beschwört in einem elegischen Voice-over ihre Zukunft. Ist sie die Filmemacherin Evelyne Faye? Ist ihre Elternschaft das Motiv, diesen Film zu drehen? Dann wird es ganz handfest. Vor allem vier junge Menschen werden befragt und in ihrem Alltag beobachtet. Sie alle haben das Down-Syndrom, wurden intensiv gefördert und haben Freunde, Arbeit und vielfältige Interessen. Sie sind reflektierte, selbstbewusste Menschen geworden. Die Szenen aus der Tanzgruppe »Ich bin o.k.« sind einfach umwerfend. Rafael und Johanna sind ein Paar, wollen heiraten und Eltern werden. Geht das? Andrea hat schon unzählige Opern gesehen und inzwischen eine Ausbildung als Betreuungsassistenz für Demenzkranke. Doch sie ist noch immer arbeitslos. Inzwischen hält sie Vorträge in ganz Deutschland. Magdalena nennt sich selbst eine Rampensau. Sie sagt Sätze wie: »Ich hasse diese Etikettierungen. Auch meine Eltern unterschätzen mich. Sie wissen nicht, wie nachdenklich ich bin.« Sie ist auch Mitglied des Kundenrats der Lebenshilfe. Das scheint eine österreichische Spezialität zu sein – laut Internet eine Form der Selbstvertretung. Es ist zu erfahren, dass das bisherige österreichische »Sachwalterrecht« abgeschafft wurde, weil es nicht der UN-BRK entsprach. Ersetzt wurde es 2018 durch das »Erwachsenenschutzgesetz«. Dürfen nun Menschen mit Down-Syndrom heiraten oder nicht? Die Eltern sind skeptisch. Aber man könne ja alles genau so organisieren und ganz groß feiern. Eine Fake-Hochzeit? Magdalena meint am Ende: »Wir jungen Menschen mit Down-Syndrom könnten die Welt verändern«. Nach diesem Film gebe ich ihr recht.

Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 02.06.2024