Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie
Dachverband Gemeindepsychiatrie
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
Psychiatrie Verlag

Peter K. – Allein gegen den Staat

Überall sind Kameras – Peter K. fühlt sich beobachtet. Nach dem Tod der Mutter isoliert er sich immer mehr in seinem Elternhaus. Seine Schwester lebt in Frankreich und hat ein Erbteilungsverfahren eingeleitet. Das Haus soll verkauft werden, Peter K. soll ausziehen. Er versucht das zunächst mit allen legalen Mitteln zu verhindern. Vergebens. Er verbarrikadiert sich. Er hat eine Armbrust und ein Gewehr; aber er bereitet sich auch auf seine Flucht vor. Nachdem er einen SEK-Beamten schwer verletzt hat, beginnt eine quälend lange Belagerung, bis Peter K. schließlich flieht und durch die Wälder irrt. Die mediale Aufmerksamkeit ist enorm; viele Bürger schlagen sich auf seine Seite, denn es ist ja der Staat, gegen den er kämpft.

Diese erste Hälfte des Films ist durch den subjektiven Blickwinkel und dank der Präsenz des Hauptdarstellers unglaublich intensiv und nur schwer auszuhalten. Verstärkt wird dies durch eine extrem eindringliche Filmmusik (man sagt jetzt »score«).

Schließlich wird der Psychopath Peter K. gefasst und in die Psychiatrie eingeliefert. Der letzte Teil des Films widmet sich der Gerichtsverhandlung, bei der er sich – wie immer laut schreiend – selbst verteidigt. Die Psychiaterin trägt das forensische Gutachten vor und nennt traumatische Ereignisse in der Kindheit, die seine Entwicklung erklären könnten. Er sei schuldunfähig.

Die Geschichte von Peter Kneubühl ist authentisch, und vor allem seine lange Flucht hat 2010 in der Schweiz hohe Wellen geschlagen. Er ist inzwischen 78 Jahre alt und Patient einer forensischen Psychiatrie. Der Film ist eine Wucht, und diese Wucht ist nachhaltig.

Ilse Eichenbrenner in Soziale Psychiatrie

Letzte Aktualisierung: 02.06.2024