Der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V. ist eine gemeinnützige Selbsthilfeorganisation von jetzigen und ehemaligen Psychiatriepatientinnen und -patienten. Wir sind es, die "die Psychiatrie" erfahren haben, deshalb nennen wir uns "Psychiatrie-Erfahrene". Gerade wir – und nur wir mit unseren Erfahrungen! – können unsere Bedürfnisse und Interessen artikulieren. Wir setzen uns für eine bessere Lage von Psychiatriebetroffenen ein.
1992 gegründet, haben wir Ende 2016 knapp 1000 Einzelmitglieder plus Fördermitglieder. In 14 Landesorganisationen und ca. 130 lokalen Gruppen sind weitere Psychiatrie-Erfahrene organisiert.
Der BPE ist ein demokratisch organisierter Verband, in dem die unterschiedlichsten psychiatriepolitischen Vorstellungen Platz haben. Manche wollen verständnisvollere Psychiater und die Entwicklung einer partnerschaftlichen und mit mehr Geld ausgestatteten Psychiatrie, in der Hoffnung, dass dann die Probleme des Einzelnen erkannt und bearbeitet werden können. Die anderen sehen ihren Schwerpunkt im Aufbau eines nichtpsychiatrischen Versorgungssystems und eigenständiger Selbsthilfeeinrichtungen sowie in der Sicherung ihrer bürgerlichen Rechte und ihrer Menschenrechte als Schutz vor psychiatrischen Übergriffen. Grundlage aller Bemühungen ist eine Veränderung in Richtung mehr Humanität, sinnvoller Alternativen, rechtlicher Gleichstellung und besserer Lebensbedingungen.
Wir wollen uns unbefangen mit unseren Krisen und Problemen sowie den ihnen innewohnenden Reifungsmöglichkeiten befassen und dabei für unsere "Störungen" unsere eigenen Worte finden. Wir pochen darauf, dass wir in unserer Andersartigkeit oder während einer Krise nicht auf Symptome reduziert, sondern als Menschen mit all unseren Bürgerrechten respektiert werden. Und wir möchten zeigen, dass Anderssein oft mit wertvollen Fähigkeiten und besonders ausgeprägter Sensibilität einhergeht.
Deshalb fordern wir die Entwicklung sinnvoller Alternativen zur Pflege- und Betreuungsmentalität der herkömmlichen medizinischen Psychiatrie unter unserer Mitwirkung als gleichberechtigte Partner. Wir fordern eine subjektorientierte Psychiatrie, die ohne Zwang und Gewalt von unseren Erfahrungen und von unserem Erleben im Zusammenhang mit unserer Lebensgeschichte ausgeht, die Dialog und Hilfe zur Verarbeitung der Inhalte von Verrücktheiten anbietet und unsere Bedürfnisse berücksichtigt.
Letzte Aktualisierung: 06.09.2024